Dearg Hel

So manch einer hat die Legende gehört, von einem grünen Ort des Lebens im Norden, jenseits der Mutantenzone. Es soll Bäume und Bäche geben, fast wie früher, bevor alles zu Ödland wurde. Manchmal sieht man in der Ferne etwas, das wie Regenschauer wirkt, was die Leute darauf hoffen lässt, dass es wirklich noch einen unverwüsteten Ort inmitten dieser Hölle gibt. Doch niemand hatte ihn je gesehen. Viele versuchten, im Wahnsinn der letzten Lebenskräfte, durch die Mutantenzone zu schleichen, rennen, fahren, ja sogar zu fliegen haben sie probiert. Doch die meisten wurden noch in Sichtweite von mutierten Menschen, Hunden, Kühen oder Ratten niedergestreckt. Niemand weiss, ob es diesen lebendigen Ort mit Bäumen wirklich gibt, oder ob es nur eine mutmachende Legende ist. Denn es gibt niemanden, der von diesem Ort berichten könnte. Ausser sie. Diese schöne und zugleich finstere Gestalt, sie scheint direkt aus der Hölle zu kommen in ihrem zerfetzten, feuerroten Gewand. Unheimlich und doch anziehend, schauert es so manchen beim Anblick ihrer blutigen Hörnern. Man munkelt, sie kenne einen Tunnel, der tief in die Erde geht, durch die Hölle und unter der Mutantenzone durch, um weit oben im Norden wieder aufzusteigen. Sie taucht nur selten auf, meistens nachts, nach einem Sturm, und trägt immer Neues bei sich. Mal ist es Stoff, mal gibt es Schrauben, aber sie bringt auch Früchte und Nüsse, was es uns glauben lässt, dass sie wirklich diesen Ort des Lebens kennt. Natürlich haben wir sie gefragt, sie angebettelt, uns dorthin zu führen, doch sie gibt nur knappe und wage Antworten. Der Ort sei heilig, das einzig gebliebene Leben. Wir Menschen würden es nur zerstören, wenn wir dorthin kämen. Vielleicht werden wir irgendwann beweisen, würdig zu sein, für diesen Ort des Lebens.

Im Shelter 666 ehren wir ihre Ankunft, weil sie uns nützliches bringt, aber wir fürchten sie auch. Sie nährt sich vom Fleisch der unwürdigen Menschen. Sie isst alles, ausser ihre Augen, die schmecken bitter. Diese blutig finstere Gestalt aus der Hölle, zwischen Tod und Leben gehend, nennen wir Hel, wie nach alten Bräuchen. Dearg Hel.

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